Artikel über meine Hynose-Arbeit in der Südwestpresse 2016

 

Showhypnose finde ich nicht gut“, sagt Hilde Herberth: Bühnenshows, bei denen Menschen in Trance versetzt werden  und ihren Namen vergessen, in saure Zitronen beißen oder gar wie ein Kaninchen herum springen. „Das liefert ein völlig falsches Bild“, sagt die kleine, zierliche Frau mit dem aufgeweckten Blick.

 

Ausbildung zur Mentaltrainerin

Bei einer solchen Show sucht der Hypnotiseur mit gezielten Tests die Menschen aus, die sowieso „hoch suggestibel“ sind, sagt sie. Suggestibilität nennt man die Anfälligkeit für die Übernahme von induzierten Gedanken, Gefühlen, Wahrnehmungen oder Vorstellungen. Also vereinfacht gesagt: Menschen, die leicht zu beeinflussen sind.

Hypnose galt lange Zeit als schlechter Zaubertrick. Heute wenden Tausende Ärzte Hypnotherapie an – bei Zahnwurzelbehandlungen, Schmerz- und Psychotherapie. Manchmal merken es die Patienten nicht einmal.

Hilde Herberth ist 46 Jahre alt und gelernte Technische Zeichnerin. Vor drei Jahren hat sie eine Ausbildung zur Mentaltrainerin gemacht und zur Therapeutischen Ordnungsberaterin. Dazu kamen viele Weiterbildungen. Persönliche Tiefschläge hatten dazu beigetragen, dass sie sich selber besser verstehen wollte, sagt sie. „Hypnose fand ich damals noch gruslig.“

 

Hypnose ist wie ein Tagtraum

Das finde ich allerdings auch, muss ich vor ihr zugeben. Hilde Herberth sagt, dass viele Menschen nur die Bilder von Showhypnosen kennen und sich davon verunsichern lassen. Nachdem sie ausgebildete Mentaltrainerin war, lies sie sich auch auf diesem Feld schulen. Die 46-Jährige versucht zu erklären, was sie gleich mit mir vorhat: „Hypnose ist wie ein Tagtraum. Du würdest beispielsweise niemals jemanden töten. Ich kann dich zu nichts bewegen, was komplett gegen deine Werte verstößt.“

Hilde Herberth fordert mich auf, aufzustehen und betrachtet meine Statur. „Es muss meistens so laufen, wie du willst. Und wenn es nicht so läuft, dann jammerst du auch mal gerne. Man sagt dir nicht, was du zu tun hast, sondern läßt dir die Wahl.“ Volltreffer. Besondere Menschenkenntnis oder eine so vage gehaltene Beschreibung, dass irgendetwas schon zutrifft? „Es geht ganz stark um Sympathie und um Vertrauen“, sagt Hilde Herberth. „Auch der beste Psychologe kann dir beispielsweise nicht helfen, wenn du ihm nicht vertraust.“ Die erste Einschätzung hilft Hilde Herberth, die richtige Methode zu finden, wie sie mich in meinen Tagtraum versetzen kann.

 

Drei Sitzungen sind nötig beim Abnehmen

Hilde Herberth führt mich in ihr Behandlungszimmer: einen großen, hellen Raum, mit angenehm bunt gestrichenen Wänden. Die Liege ist gemütlich, die Decke kuschelig, die Musik leise. Könnte man fast einschlafen. Hilde Herberth lacht: „Manche schnarchen sogar bei der Hypnose. Die wecke ich dann kurz auf.“ Andere weinen, sagt sie. In Trance falle oft die Anspannung ab. Wenn Menschen abnehmen wollen, kommen sie zu ihr. Oder wenn sie aufhören wollen, zu rauchen, wenn sie Trennungsschmerz haben, Prüfungsängste oder generell Stress. Mit den Abnehmwilligen gehe sie im Tagtraum beispielsweise einkaufen. Dann werden alle Lebensmittel in Gedanken angeschaut, angefasst und kategorisiert. Drei Sitzungen sind nötig, sagt sie, währenddessen müssen sich die Kunden die Sprachmemo daheim  21 Tage anhören. Und dann sollte es so verinnerlicht sein, dass ungesunde Lebensmittel tatsächlich weniger Anziehungskraft haben.

Die Stunde kostet bei Hilde Herberth 80 Euro. Eine kleine Recherche im Internet zeigt: Das ist tatsächlich am unteren Rand der Preisspanne. Mit mir will Hilde Herberth eine Entspannungs-Hypnose machen. Ich schließe die Augen und sie beginnt mit sanfter Stimme zu erzählen: „Stell dir vor, du stehst in einem Hochhaus…“ Ich fahre gedanklich in den Keller, finde ein gemütliches Wohnzimmer, setze mich in einen kuscheligen Sessel. 20 Minuten dauert die Reise – und nach ein paar angespannten Minuten sinkt mein Körper entspannt in den Sessel. Die Arme und Hände kribbeln, wie kurz vor dem Einschlafen. Ich weiß auf der einen Seite noch genau wo ich bin, bin auf der anderen Seite aber ganz abwesend.

Sachliche und ganz nüchterne Menschen kommen selten zur Hypnose“, sagt Hilde Herberth, nachdem sie mich wieder aufgeweckt hat. „Man muss schon wollen und darauf vertrauen.“ War ich nun also hypnotisiert? Das kann mir wohl niemand eindeutig sagen – aber es war zumindest genau das, was mir die 46-Jährige im Voraus beschrieben hat.

Info „Mittendrin“ heißt die Artikelserie, in der wir in lockerer Reihenfolge in fremde Welten eintauchen.